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7. Merseburger Tagung zur systemischen Sozialarbeit
online am 27. November 2020, 9.00 bis 17.30 Uhr
Wie gut können wir aushalten, dass andere manchmal völlig andere Ansichten haben als wir?
Unsere eigenen Ansichten, Meinungen und Überzeugungen verändern sich unablässig, auch wenn wir das selbst meist garnicht merken. Die Ansichten anderer können wir nicht einfach auswechseln, auch wenn wir das häufig gerne würden. Was uns möglich ist, ist andere einzuladen und anzuregen, Dinge auch einmal anders zusehen. Damit uns das gelingt, könnten auch zunächst wir uns evtl. ein wenig verändern.
Die aktuellen Auseinandersetzungen in unserer Gesellschaft (z.B. um Migration, Klima, Gewalt und Terror, Antisemitismus und Rassismus, Corona und „Verschwörungstheorien“) führen wir zunehmend heftiger und unversöhnlicher. Uns allen, die wir daran auf allen Seiten beteiligt sind, fällt es offenbar schwer, die Ansichten und Überzeugungen der jeweils politisch Andersdenkenden auszuhalten – geschweige denn, darüber in einen Austausch und Dialog zu kommen. Dies aber wäre notwendig, um ein weiteres Auseinanderfallen unserer Gesellschaft zu vermeiden und stattdessen etwas zu verändern.
Als SozialarbeiterInnen und SystemikerInnen wissen wir, wie wir mit (von uns aus gesehen) „unangepassten“, „schwierigen“, „verrückten“, „widerständigen“ oder auch „gefährlichen“ Menschen in Kontakt treten und ins Gespräch kommen können. Hierfür braucht es – das wissen wir – ein wenig Überwindung und Mut, öfter vielleicht noch Geduld und Hartnäckigkeit sowie vor allem auch die Überzeugung, dass der Versuch überhaupt zumindest ein bisschen erfolgreich sein kann.
Auf dieser Tagung haben wir nach 3 Vorträgen und in 19 Workshops mit 23 ReferentInnen und insgesamt rund 150 TeilnehmerInnen miteinander u.a. darüber diskutiert, wie wir unser professionelles Wissen und Können nutzen können, um zu anderen Formen der politischen Auseinandersetzung anzuregen: Was könnte hilfreich sein, damit andere bereit sind, ihre Ansichten auch nur ein wenig verändern? Wie können wir evtl. dazu beitragen, indem auch wir mit unseren Ansichten beweglich bleiben? Und inwieweit sind wir bereit, hierfür auch selbst etwas anders zu machen? Weitere Informationen zum Programm finden Sie hier.
Zu all dem hatten und haben wir unterschiedliche Ansichten, da es viele Möglichkeiten gibt, die Wirklichkeit wahrzunehmen und sich in ihr zu verhalten. Als SozialarbeiterInnen und SystemikerInnen wissen wir die Autonomie und den Eigensinn der Menschen sowie die Vielfalt der Meinungen und Ansichten zu schätzen: Welcher Ansicht auch immer Sie waren und sind, wir haben uns gefreut, uns mit Ihnen auszutauschen.
Aufgrund der aktuellen Situation wurde die Tagung als Online-Tagung in zwölf virtuellen Räumen durchgeführt. In jedem dieser Räume hat ein Mitglied des LöWe-Moderation-Teams den Kommunikationsprozess unterstützt. Alle ModeratorInnen haben sowohl durch ihre fachliche und technische Kompetenz, ihre Kenntnisse und Erfahrung als auch durch ihre freundliche, engagierte und ermunternde Art ganz erheblich zum Gelingen der Tagung beigetragen – ich kann dieses Team bestens weiterempfehlen!
Die Tagung Ansichten wechseln wurde von Johannes Herwig-Lempp veranstaltet – mit Unterstützung des Fachbereichs Soziale Arbeit.Medien.Kultur an der Hochschule Merseburg und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Systemische Soziale Arbeit (DGSSA) sowie der Fachgruppe Systemische Sozialarbeit der Deutschen Gesellschaft für systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF).
Hier gelangen Sie zu der damaligen Tagungsseite: